Konfigurieren statt Konstruieren? Nein! Beides!
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Veröffentlicht:
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Autor:
Christiane Hölper
Und das automatisch! Denn ohne Konstruktion geht es in der Regel nicht. Konfiguration und automatische Konstruktion gehen nahtlos ineinander über – das ist das Optimum.
Was bedeutet Konfigurieren?
Wir stellen uns die Frage, welche Bedeutung Konfigurieren hat.
Sucht man im Internet nach Definitionen des Begriffs „Konfigurieren“ findet man zahlreiche Einträge, die alle sehr allgemein gefasst sind. Das Wort stammt vom lateinischen configurare ab, was wiederum gestalten oder anpassen bedeutet. So beschreibt auch der Duden konfigurieren, ergänzt allerdings noch einige Stichworte zur Nutzung in der EDV, wo es um die Anpassung an die Nutzerbedürfnisse oder das Zusammenstellen von einzelnen Bauteilen geht.
Heute begegnet man dem Wort konfigurieren in der ein oder anderen Form immer wieder. Alles wird konfiguriert: das Handy, die Software, das Auto, der Schrank etc. Übertragen kommen wir also zu der Bedeutung, dass mit konfigurieren die Anpassung an die individuellen Bedürfnisse oder Gegebenheiten gemeint ist.
Häufig wird die Konfiguration allerdings entweder so aufgefasst, dass nur eine Zusammenstellung einzelner Bauteile erfolgt oder dass ein Grundprodukt durch Hinzufügen oder Weglassen einzelner Optionen verändert wird.
In der Industrie nutzt man in diesem Zusammenhang Produktkonfiguratoren, eine Softwarelösung, die die Konfiguration, also die Individualisierung der Produkte unterstützt.
Was bedeutet Konstruieren?
Der Begriff „Konstruieren“ hat zahlreiche Bedeutungen, je nachdem in welchem Bereich man sich gerade befindet. Hier erläutert wird er aber aus Sicht von Unternehmen, die ein Produkt anbieten oder dies planen.
In diesem Zusammenhang geht es bei der Konstruktion um die Erstellung eines Produktes, was äußere Form, technische Eigenschaften und Funktionen angeht. Zur Konstruktion zählt die Erstellung eines Entwurfs, je nach Produkt umfangreiche technische Berechnungen, schematische Darstellungen und die Erstellung sämtlicher zugehöriger Unterlagen wie Zeichnungen, Stücklisten, Dokumentationen etc.
Konfigurieren statt Konstruieren
Nahezu alle Personen und Organisationen, die sich mit dem Thema Konfiguration zum Teil auch sehr intensiv beschäftigen, nutzen immer wieder das Schlagwort „Konfigurieren statt Konstruieren“ – man liest es in Medien, auf Websites und hört es immer wieder im Gespräch. Zahlreiche Referenzen und Produktvorstellungen sind so überschrieben. Auch wir haben es in der Vergangenheit ab und zu so ausgedrückt.
Im Kern geht es dabei immer darum, die Arbeit der Konstrukteure zu erleichtern – wie auch immer das im konkreten Fall dann umgesetzt wird. Etwas irreführend und plakativ ist diese Aussage aber dennoch, denn natürlich wird in der Regel nicht die Arbeit der Konstruktion komplett ersetzt, sondern eben einfach nur erleichtert.
Nur in wenigen Fällen ist also das Wort „statt“ hier das richtige.
Warum schließen sich Konfiguration und Konstruktion aus?
In den Augen einiger Betrachter (und auch Autoren) kann die Konfiguration wirklich die Konstruktion von Varianten ersetzen. Denn leider wird Konfiguration häufig nur sehr eingeschränkt betrachtet, nämlich als reines Zusammenstellen einzelner, schon vorhandener Bauteile. Das ist tatsächlich keine Arbeit für die Konstruktion, wird aber, wenn kein Konfigurator vorhanden ist, häufig dort angesiedelt. Zumindest müssen auch Zusammenstellungen auf ihre technische Machbarkeit geprüft werden. In diesem Fall bringt die Einführung eines Konfigurators tatsächlich eine gewisse Ablösung der Konstruktion.
In dieser Denkweise ist es wesentlich, die Varianten „vorzudenken“, sich also schon vorab darüber Gedanken zu machen, welche Zusammenstellungen möglich sind und an welchen Stellen ggf. zusätzliche Teile angesetzt werden können. Damit steckt man zum einen sehr viel Energie in diese Vorarbeit, ohne zu wissen, ob die jeweiligen Varianten jemals gebraucht werden. Zum anderen wird die Zahl der möglichen Varianten dadurch natürlich sehr stark eingeschränkt. So preisen auch Berater nicht selten an, dass die Zahl der Varianten auf die gängigsten beschränkt wird – aber ist das wirklich erstrebenswert? Sind nicht gerade die weniger gängigen Varianten diejenigen, die höhere Erträge bringen?
Zahlreiche Konfiguratoren stoppen auch an dieser Stelle, also nach der reinen Definition der Variante – vor allem die, die im B2C häufig eingesetzt und von Privatpersonen genutzt werden. Das allgemein bekannte Beispiel dürfte die Konfiguration eines Autos sein – hier werden einzelne Module oder vorgedachte Pakete zu einem Wunschauto zusammengestellt. Dann aber fängt die Arbeit des Vertriebs, der Konstruktion oder der Arbeitsvorbereitung an, die die Daten im System im Zweifel neu erfassen und die Bestellung weitergeben müssen. Durchgängige Prozesse lassen sich so nicht verwirklichen. In diesem Fall sprechen wir von einem reinen Vertriebs- oder Angebotskonfigurator, der aber weder durchgängige Prozesse ermöglicht noch eine echte Entlastung bringt.
Automatisierte Konstruktion
Natürlich ist allen Autoren bewusst, dass ein Konfigurator nicht die gesamte Konstruktion ersetzt, vor allem nicht bei Variantenprodukten, bei denen die Varianz nicht nur durch eine Zusammenstellung fertiger Teile entsteht. Überall dort, wo Längen verändert oder Anbauteile und Ausschnitte beliebig platziert werden können, reicht die reine Konfiguration nicht aus. Wie soll denn sonst die Fertigung erfolgen? Dort werden zwingend Unterlagen aus der Konstruktion benötigt, will man nicht manuell rumbasteln. Stücklisten und/oder Fertigungszeichnungen müssen immer zur Verfügung stehen.
Was also eigentlich wichtig ist, ist die Entlastung der Konstruktion von Routinetätigkeiten durch weitgehende Automatisierung der Variantenkonstruktion. Diese startet mit einer Konfiguration der individuellen Produktvariante, was an sich schon einmal eine Menge Entlastung in der Konstruktion bringt, da die Technik im Konfigurator hinterlegt ist und damit Rückfragen in die technischen Abteilungen entfallen. Im Anschluss werden automatisch Konstruktionen erstellt, d.h. auch gewisse Produktberechnungen durchgeführt. Darauf aufbauend werden dann Zeichnungen, Stücklisten und alle weiteren Dokumente erstellt – komplett automatisch und einfach auf Knopfdruck.
Die Frage muss also nicht heißen: Sollte ich Konfigurieren statt Konstruieren? sondern: Wie kann die sich an die Konfiguration anschließende Konstruktion automatisiert werden, so dass eine echte Entlastung stattfindet? Oder anders ausgedrückt: Konfigurieren UND Konstruieren – aber bitte automatisch! Mit einer geeigneten Software wie customX ist dies problemlos möglich.