Engineer-to-Order automatisieren

Was versteht man unter Engineer-to-Order und wie kann ein effizientes System in der Praxis umgesetzt werden? Wir erläutern Ihnen, worauf Sie auf jeden Fall achten sollten.

Definition Engineer-to-Order

In der Übersetzung bedeutet Engineer-to-Order (ETO) "Konstruieren zum Bestellen". Es handelt sich also um die auftragsbezogene Konstruktion nach Kundenanforderungen. Produkte werden erst nach Kundenvorgaben entwickelt und produziert. In der Regel werden auf diese Weise Einzelstücke oder Kleinserien produziert.

Für jeden Auftrag und damit jedes einzelne Produkt werden individuelle Zeichnungen, Stücklisten, Montagepläne und nach Bedarf zahlreiche weitere individuelle Dokumente erstellt.

Häufig wird Engineer-to-Order in der Anlagenplanung eingesetzt, ist aber natürlich mit einem gewissen Aufwand verbunden, sollte es manuell und ohne Automatisierung umgesetzt werden. Denkbar ist aber auch der Einsatz für zahlreiche weitere Produkte, die nach Kundenanforderungen individualisiert oder neu konstruiert werden.

Abgrenzung und Einordnung

Generell werden zwei verschiedene Produktionsmethoden unterschieden: Make-to-Stock und Make-to-Order (auch: Build-to-Order), wobei im ersten Fall eine Vorratsproduktion von Standardprodukten auf Lager erfolgt, im zweiten Fall dagegen eine auftragsbezogene Produktion.

Durch die Marktentwicklung hin zu immer mehr Individualisierung nimmt die auftragsbezogene Produktion einen immer größeren Stellenwert ein und erfordert dementsprechend angepasste Strategien und Prozesse. Im Bereich Make-to-Order sind zwei wesentliche Vorgehensweisen zu nennen: Eine ist das oben beschriebene Engineer-to-Order; die andere nennt sich Assemble-to-Order (ATO | auch Configure-to-Order / CTO) und bezeichnet die Zusammensetzung aus Standardelementen zu verschiedenen Varianten, wobei immer alle Einzelteile schon bekannt und durchkonstruiert sind. Geeignet ist es damit für modular aufgebaute Produkte, die nicht aus zu vielen Elementen bestehen. Damit ist im letzten Fall die Varianz eingeschränkt, weil es sich im Vergleich zum ETO nur um einen Zusammenbau und nicht um konstruktive Anpassungen handelt.

Vor- und Nachteile von ETO

Engineer-to-Order bietet zahlreiche Vorteile, aber auch einige Nachteile, die bei der Entscheidung für ETO bedacht werden sollten bzw. die durch den Einsatz der richtigen Systeme teilweise minimiert werden können. Die Entscheidung für ETO sollte also eine absolut bewusste und durchdachte sein.

Der entscheidende Vorteil aus Kundensicht: Der Kunde bekommt genau das, was er möchte. Sein Wunsch nach Individualisierung wird erfüllt. Er erhält für seine Problemstellung und Anforderungen das optimale Produkt.

Für die Unternehmen bedeutet ETO die Minimierung der Lagerhaltung für Endprodukte (allerdings müssen Rohstoffe vorgehalten werden) und damit eine niedrigere Kapitalbindung. Es erfolgt keine Produktion am Markt vorbei, Produkte, die gefertigt werden, sind schon verkauft – ganz ohne Risiko. Das Unternehmen kann sich somit am Markt profilieren und seine Marke entsprechend aufbauen.

Dem gegenüber stehen längere Lieferzeiten durch individuelle Konstruktionsarbeiten und Dokumentenerzeugung sowie höhere Anforderungen an die Kapazitäts- und Beschaffungsplanung. Flexibilität wird nicht nur beim Produkt wichtig, sondern auch in der Organisation, damit diese sich an die einzelnen Aufträge bzw. die Auftragslage anpassen kann. Zudem erfordert eine flexible Fertigung in der Regel gut ausgebildete Mitarbeiter, die entsprechend entlohnt werden. In Zeiten des Fachkräftemangels ist dies nicht zu unterschätzen, einen Kostenfaktor stellt es außerdem dar.

Umsetzung von ETO in der Praxis

Wird ETO ohne zeitgleiche Automatisierung umgesetzt, werden die Prozesse komplex und langsam, weil viel Handarbeit für jedes einzelne Produkt notwendig ist. Die anfragebezogene Konstruktion ist dadurch dann sehr kostspielig und gleichzeitig fehleranfällig. Kundeninformationen müssen erfasst und umgesetzt, Konstruktionen in CAD erstellt, Zeichnungen, Stücklisten und zahlreiche weitere Dokumente erzeugt werden. All dies kostet Zeit und bindet Ressourcen, weil noch viele manuelle Vorgänge notwendig sind.

Bei Sonderkonstruktionen ist dies kaum anders möglich, aber dort werden auch entsprechende Preise gezahlt. Damit ist auch dieses Feld sehr lohnend. Sprechen wir allerdings von Produktvarianten, die etwas komplexer sind, können durch Einführung einer geeigneten Software ganze Prozesse automatisiert und damit die Kosten deutlich gesenkt werden. Dies spiegelt sich in sinkenden Endkundenpreisen und/oder steigenden Margen wider.

Voraussetzungen für die Automatisierung

Grundvoraussetzung für das Gelingen der Automatisierung des ETO ist ein Variantenprodukt, das zwar sehr komplex sein darf, aber systematisch nach bestimmten Regeln aufgebaut ist. Der Umfang der Variabilität spielt für die Möglichkeit der Automatisierung keine Rolle – auch sehr komplexe, hoch variable Produkte folgen den Konstruktionsregeln. Für echte Sonderkonstruktionen ist eine Automatisierung dagegen nur teilweise möglich, nicht aber die Automatisierung des gesamten Prozesses von der Erfassung der Kundenanforderungen bis zur Produktion, wie es bei Variantenprodukten umgesetzt wird.
Außerdem wichtig ist die Auswahl einer geeigneten Software, die zum einen die systematische Erfassung des Produktes ermöglicht, zum anderen gut in die bestehende Software-Landschaft eingepasst werden kann und mit anderen wichtigen Systemen automatisiert kommuniziert und Daten austauscht.

Umsetzung der ETO-Automatisierung

Den ersten Schritt für ein automatisiertes ETO bildet nach der Analyse der eigenen Prozesse die Entscheidung für einen Software-Anbieter. Achten Sie darauf, dass vor allem automatische Konstruktion, Erzeugung umfangreicher Dokumente und die Anbindung an andere Systeme möglich sind. Optimal ist, sich nicht in die Abhängigkeit von externen Dienstleistern zu begeben – eine gute Ausbildung und die Möglichkeit der internen Software-Pflege sowie Erweiterung sollten für die Konstruktionsabteilung gegeben sein. So bleiben Sie flexibel und können schnell und kostengünstig auf Änderungen reagieren. Schaffen Sie auf keinen Fall eine Insellösung an, die nur einen Teil des Prozesses abdeckt. Unabdingbar sind die Anbindung an ein eventuell vorhandenes ERP-System und an für die Konstruktion wichtige Berechnungsprogramme. Wirklich perfekt wird die Automatisierung, wenn auch die Webintegration erfolgt, so dass Kunde oder Vertrieb direkt den Prozess anstoßen können und keine Medienbrüche den Prozess belasten.

Von zentraler Bedeutung für ein erfolgreiches ETO ist die systematische Erfassung der Konstruktionsregeln des Produktes, da hierauf alle weiteren Schritte aufbauen. Dafür ist eine moderierte Betrachtung des eigenen Produktes extrem hilfreich, da auf diese Weise Strukturen und Abhängigkeiten optimal erkannt und dargestellt werden können. Ist das Regelwerk aufgebaut, werden Schnittstellen eingerichtet, Dokumente definiert und das Frontend gestaltet.

Auf diese Weise gelingt die Automatisierung der gesamten Variantenkonstruktion und damit ein riesiger Schritt in Richtung Engineering & Design Automation.

Vorteile der Automatisierung

Die Vorteile eines automatisierten ETO liegen auf der Hand. Kunden bekommen genau das, was sie gerne haben möchten – das Produkt wird Wunscherfüller und Problemlöser. In unserer hoch digitalisierten Welt erwarten die Kunden auch genau dies: Sie möchten ein individuell auf sie zugeschnittenes Produkt – und das schnell und kostengünstig. Durch manuelle Variantenkonstruktion werden Sie dies nicht erreichen können, dafür ist eine Automatisierung unabdingbar. Dann aber erreichen Sie am Ende das Wichtigste für Ihr Unternehmen: zufriedene Kunden!

Ihre Prozesse werden deutlich beschleunigt, zudem werden Fehler vermieden. Es wird nur angeboten, was auch produziert werden kann, ohne dass dazu zahlreiche Rückfragen und Abstimmungsrunden nötig sind. Dokumente werden automatisch erzeugt – immer nach dem gleichen System aufgebaut und immer fehlerfrei.

Auch die Mitarbeiter wissen diese Vorteile zu schätzen - Mitarbeiterbindung ist in Zeiten des Fachkräftemangels nicht zu unterschätzen.

Wesentlich ist, dass durch ETO die Produktvarianz nicht eingeschränkt wird. Ein Vordenken der möglichen Varianten ist mit einer geeigneten Softwarelösung nicht nötig und garantiert für die Individualisierung wichtige Flexibilität.

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