Variantenproduktion – Riesen-Chance, aber auch Risiko

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Autor:
Christiane Hölper -
Produktvarianten gehören wie selbstverständlich zu unserem Alltag, sie werden von zahlreichen Unternehmen angeboten. Dahinter steckt jedoch ein intensiver Entscheidungsprozess, denn Varianten bieten nicht nur Chancen, sondern stellen auch einen Risikofaktor dar.
Lohnt sich also die Einführung von Produktvarianten und die Abkehr von der klassischen Massenproduktion? In diesem Beitrag zeigen wir Ihnen die Chancen und Risiken auf, die damit verbunden sind, aber auch, wie Sie damit umgehen können.
Begriff Varianten?
Zunächst einmal sollte die Frage geklärt werden, wovon überhaupt die Rede ist, denn nicht jedes individuelle Produkt ist auch gleichzeitig eine Produktvariante. Von Varianten spricht man dann, wenn ein Basisprodukt in einigen Bauteilen oder Abmessungen geändert wird, ohne dass dabei die eigentliche Grundfunktion verändert wird. Zustande kommt die Varianz auf ganz unterschiedliche Art und Weise, sei es einfach durch Ergänzung eines Anbauteils, neue Zusammenstellung einiger Bauteile oder durch komplett individualisierte Größen und Verbindungen.
Risiken der Variantenproduktion
Betrachten wir zunächst einmal die Risiken der Produktvarianz, die sich im Vergleich zur Massenproduktion ergeben. Dabei spielt die Art der Varianz keine Rolle. Gegenmaßnahmen werden zunächst außer Acht gelassen.
Was schnell klar wird, ist eine Steigerung der Komplexität durch die Vergrößerung der Variantenzahl. Hier spielt zum einen die reine Datenmenge eine große Rolle, denn je mehr Varianten angeboten werden, desto größer wird die Zahl der Dokumente, da es zu jeder Variante vollständige Unterlagen braucht. Nicht den Überblick zu verlieren, ist schon an sich eine Kunst. Komplexer werden jedoch auch die Prozesse im Vertrieb, in der Beschaffung, der Produktion und der Logistik, da alles optimal zusammenlaufen muss.
Auch mit einer Kostensteigerung ist in der Regel zu rechnen. Es müssen mehr verschiedene Bauteile oder sogar mehr fertige Produkte gelagert werden. Die Produktion muss variabler sein, weil sie unterschiedliche Produkte fertigen muss. Massenproduktion funktioniert dann nicht mehr im gleichen Maß. Ebenso können die Kosten der Materialbeschaffung steigen, weil nicht mehr die gleichen, großen Mengen eingekauft werden.
Durch die komplexeren Prozess im Vertrieb, in der Auftragsbearbeitung und in der Produktion kommt es zu zeitlichen Verzögerungen, denn komplexere Prozesse sind nicht nur teuer, sondern dauern in der Regel auch länger.
Auch Marketing und Vertrieb werden vor neue Herausforderungen gestellt. Wie können die zahlreichen Varianten optimal dargestellt werden und wie kann die optimale Variante für einen Kunden gefunden werden. Diese Überlegungen führen ebenfalls zu zeitlichen Verzögerungen und steigenden Kosten.
Für die Kunden bedeutet eine große Variantenvielfalt ebenfalls eine große Komplexität. Wie kann der Kunde nun sicher sein, das optimale Produkt zu erhalten. Für welche Variante soll er sich entscheiden? Es kann sogar vorkommen, dass durch ein Zuviel an Varianten der Kunde nicht mehr deutlich erkennen kann, wofür eine Marke oder ein Unternehmen wirklich steht, weil unterschiedliche Eigenschaften der Varianten auch für unterschiedliche Schwerpunkte stehen.
In vielen Fällen müssen für die Verwaltung der Varianten neue Systeme eingeführt werden. Hierbei geht es zum einen um Software-Systeme, die bisherige Systeme ergänzen, aber auch um grundsätzliche Veränderungen in Prozessabläufen, die sich dann erst wieder einspielen müssen und die öfter schon mal auf Widerstände in der Belegschaft stoßen.
Chancen der Produktvarianz
Den Risiken stehen allerdings neben Lösungsmöglichkeiten auch zahlreiche Chancen gegenüber. In manchen Fällen ist die Einführung einer Produktvarianz beinahe alternativlos.
Durch kundenindividuelle Produkte erreichen Sie eine höhere Kundenbindung, da Kundenbedürfnisse auf den Punkt befriedigt werden. Wer immer genau das bekommt, was er braucht, wird mit sehr großer Wahrscheinlichkeit auch beim nächsten Mal wieder beim gleichen Shop bestellen. Kundenzufriedenheit und Kundenbindung gehen ja bekanntlich Hand in Hand.
Durch die größere Auswahl im Produktsortiment kann die Absatzmenge gesteigert werden, weil mehr Kunden mit passenden Produkten bedient werden können. Dies gilt allerdings nur, wenn keine Kannibalisierung von einer Variante durch eine andere stattfindet, sondern zusätzliche Kundengruppen oder Einsatzmöglichkeiten erschlossen werden können.
Für Hersteller von Massenprodukten ist der Prozess der Marktanalyse häufig sehr lang und oft auch schwierig. Es gilt genau abzufragen, welche Produkte in welchen Mengen benötigt werden, bevor die Produktion von großen Mengen beginnen kann. Durch das Angebot verschiedener bzw. individueller Varianten, wird die Ungewissheit über die Marktanforderungen minimiert. Das gilt insbesondere, wenn die Produktvarianten nicht auf Vorrat produziert werden (wie dies gelingt, lesen Sie weiter unten).
Gleichzeitig steigt mit der Einführung einer Variantenproduktion auch die Flexibilität, wenn es gilt, sich an Marktveränderungen und Kundenwünsche anzupassen. Zum einen können die verschiedenen Varianten bereits unterschiedliche Markterfordernisse und Kundenwünsche abdecken, zum anderen können diese auch schneller wieder angepasst werden, vor allem dann, wenn keine großen Mengen bevorratet werden. Die Produktion ist bereits auf verschiedene Produkte eingestellt und kann einfacher auch wieder neue Varianten hervorbringen.
Durch die zielgenauere Bedienung von Kundenbedürfnissen und das umfangreichere Produktsortiment kann eine deutliche Abgrenzung vom Wettbewerb bis hin zu einem Alleinstellungsmerkmal erreicht werden. Die so verbesserte Positionierung bringt wieder mehr Aufmerksamkeit und zusätzliche Kunden.
In manchen Branchen ist die Massenproduktion auch gar nicht möglich oder bereits durch einen oder mehrere Wettbewerber ausreichend abgedeckt. Die Nischen dagegen sind hoch attraktiv und weisen einen deutlich niedrigeren Wettbewerb auf.
Wer etwas Besonderes anbietet, kann in der Regel höhere Preise verlangen. Somit steigen auch die Margen bei der Variantenproduktion im Vergleich zu günstigen Massenprodukten. Jeder, der etwas Individuelles bestellt, ist bereit, dafür etwas mehr zu zahlen. Bei einem guten Variantenmanagement und durch eine bessere Auslastung der Produktionskapazitäten steigt damit auch die Rentabilität insgesamt.
Auch im Sinne der Nachhaltigkeit bietet die Variantenproduktion echte Chancen. Dies gilt im Speziellen, wenn Produkte erst bei Bedarf produziert werden. Denn dann werden keine Produkte auf Vorrat hergestellt, die veralten können und dann aussortiert werden müssen, beispielsweise weil sie nicht mehr den aktuellen Vorgaben entsprechen. In diesem Fall sinken auch die Kosten für die Lagerhaltung.
Chancen und Risiken abwägen
Für die Entscheidung für oder gegen den Umstieg auf die Variantenproduktion ist eine umfassende Analyse diverser Faktoren wie Kundenbedürfnisse, Produktionskapazitäten und Marktbedingungen inklusiver einer genauen Wettbewerbsbetrachtung unabdingbar. Chancen und Risiken sollten gut abgewogen werden, denn eine Komplexität, die einmal aus dem Ruder gelaufen ist, wieder einzufangen, ist ein hartes Stück Arbeit.
Unsere Empfehlung zur Einführung von Varianten
Ganz klar: die Risiken lassen sich durch gute Planung und den cleveren Einsatz neuer Systeme recht gut in den Griff bekommen und in einer Vielzahl der Fälle werden dadurch die Chancen, die sich durch Produktvarianz ergeben, deutlich überwiegen.
Wichtig ist ein gutes Variantenmanagement, das die Komplexitätsbeherrschung in den Mittelpunkt stellt und nicht nur auf die Einschränkung der Varianten abzielt. Denn genau dies ist der Kern des Variantenmanagements wie es auch die Wissenschaft sieht, auch wenn es in der Praxis häufig anders ausgelegt wird. Mehr dazu lesen Sie hier…
Natürlich können zahlreiche Systeme bei der Herstellung von Produktvarianten unterstützen. Allerdings sollten es nicht zu viele sein, da sich dadurch häufig wieder Medienbrüche ergeben, die anfällig für Fehler sind und als Zeitfresser gelten. Mehr dazu hier…
USP schaffen durch Produktkonfiguration
Ein Instrument, das hier eine wichtige Rolle spielt und zahlreiche Risikofaktoren minimieren kann, ist ein durchdachter Produktkonfigurator. Durch dessen Einsatz können gleichzeitig die Chancen optimal genutzt werden, weil nicht mehr auf Vorrat, sondern nach Bedarf bzw. nach Bestellung produziert wird. Ein System wie customX ermöglicht außerdem die automatische Variantenkonstruktion nach Bedarf in Sekundenschnelle, so dass der erste und größte Schritt zur Vermeidung von unbeherrschbarer Komplexität bereits gegangen ist. Der Prozess wird massiv beschleunigt und durch ein geführtes Menü wird dem Kunden die Entscheidung erleichtert. Mit einer durchgehenden Software wie customX werden durchgängige Prozesse ohne Medienbrüche ermöglicht.
Damit kann ein solches System die Chancen nutzen und gleichzeitig die Risiken minimieren. Versprechen Sie Ihren Kunden zu Recht optimal auf ihre Bedürfnisse angepasste Produkte, schnell und flexibel und beinahe ebenso günstig wie Massenprodukte.